Sollen Christen Weihnachten Feiern?

Sollten Christen Weihnachten feiern?

Eine biblische, pastorale und missionarische Perspektive

Dieser Artikel ist bewusst bibelintensiv, kulturell in Deutschland verankert und so gestaltet, dass er die Einheit schützt und gleichzeitig die Menschwerdung Gottes bekräftigt.

 

Jedes Jahr im Dezember taucht unter Christen dieselbe Frage auf: Sollten wir Weihnachten überhaupt feiern?

Einige Gläubige sagen, Weihnachten sei ein christliches Fest zur Feier der Geburt Christi. Andere meinen, es habe heidnische Wurzeln und sollte deshalb komplett abgelehnt werden. Wieder andere suchen einen Mittelweg – sie erkennen die Menschwerdung Christi an, distanzieren sich aber von kulturellen Exzessen oder Aberglauben.

In Deutschland, wo Weihnachten breit und öffentlich gefeiert wird, ist diese Frage nicht nur theoretischer Natur. Sie ist pastoral, missionarisch und gemeinschaftlich. Wie sollte die Gemeinde reagieren – biblisch, treu und ohne die Einheit zu gefährden?

 

1. Was die Bibel gebietet – und was nicht

Der erste Punkt muss klar gesagt werden:

Die Bibel sagt Christen nicht, dass sie Weihnachten feiern sollen.

Sie verbietet auch nicht, die Menschwerdung Christi zu einer bestimmten Zeit im Jahr anzuerkennen oder zu feiern.

Damit fällt Weihnachten eindeutig in die Kategorie dessen, was die Bibel als strittige Frage bezeichnet, und nicht als Test für die Rechtgläubigkeit.

Paulus spricht genau diese Kategorie in Römer 14 an:

 

„Der eine hält einen Tag für wichtiger als den anderen, der andere hält alle Tage für gleich. Jeder soll sich in seinem eigenen Herzen ganz sicher sein.

 

Es geht also nicht um Gehorsam gegenüber einem Gebot, sondern um Treue gegenüber dem Gewissen und Klarheit im Bekenntnis.

 

2. Argumente für die Enthaltung: Heiligkeit, Gewissen und Trennung

Einige Christen verzichten aus aufrichtigem Wunsch nach Reinheit und Gehorsam auf Weihnachten. Ihre Bedenken verdienen es, aufmerksam und respektvoll angehört zu werden.

 

a) Schutz vor religiöser Vermischung

Die Heilige Schrift warnt wiederholt davor, heidnische Kultpraktiken in die Verehrung Gottes einzuführen:

„Ihr sollt den Herrn, euren Gott, nicht auf diese Weise verehren.“ (5. Mose 12,31)

Die Geschichte Israels zeigt, dass gute Absichten kompromissbehaftete Formen nicht heiligen. Selbst als Israel versuchte, Götzendienst als „Fest für den Herrn“ darzustellen, lehnte Gott dies ab (2. Mose 32,4–5) .

Aus dieser Perspektive argumentieren Abstinenzler, dass die Umwidmung von Praktiken mit fragwürdiger Herkunft die Gefahr der Verwirrung und Verwässerung der Anbetung birgt.

 

b) Widerstand gegen Materialismus und Ablenkung

Die Heilige Schrift warnt immer wieder vor Weltlichkeit und Habgier:

„Liebt nicht die Welt und was in der Welt ist.“ (1. Johannes 2,15)

„Hütet euch und seid auf der Hut vor jeder Art von Habgier“ (Lukas 12,15).

Für viele ist das moderne Weihnachtsfest eher eine Katechese des Konsums als eine Verkündigung Christi. Die Abstinenz wird somit zu einem bewussten Akt des Widerstands.

 

c) Das Gewissen ehren

Paulus sagt ganz klar:

„Was nicht aus dem Glauben kommt, ist Sünde“ (Römer 14,23).

Wenn ein Gläubiger überzeugt ist, dass die Teilnahme an Weihnachten gegen sein Gewissen verstößt, ist die Enthaltsamkeit keine Option, sondern Gehorsam.

 

3. Argumente für die Anerkennung von Weihnachten: Freiheit, Menschwerdung und Zeugnis

Andere Christen glauben, dass die Anerkennung der Menschwerdung im Dezember kein Kompromiss, sondern eine Verantwortung ist.

 

a) Freiheit in Bezug auf Tage

Paulus verurteilt die Einhaltung von Tagen nicht, wenn sie richtig gemacht wird:

„Wer den Tag beachtet, tut das zu Ehren des Herrn.“ (Römer 14,6)

 

Dies lässt Raum für bewusste Erinnerung, ohne dass daraus eine Verpflichtung oder Aberglaube wird.

 

b) Die Menschwerdung ist zentral, nicht nebensächlich

Das Neue Testament misst der Menschwerdung außerordentliche Bedeutung bei:

„Das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns.“ (Johannes 1,14)

„Gott ist offenbart worden im Fleisch.“ (1. Timotheus 3,16)

„Da nun die Kinder an Fleisch und Blut Anteil haben, hat auch er in gleicher Weise daran Anteil genommen.“ (Hebräer 2,14)

Das Schweigen über die Menschwerdung – vor allem, wenn die umgebende Kultur bereits darüber spricht – birgt die Gefahr, eine der Kernwahrheiten des Evangeliums zu minimieren.

 

c) Kulturelles Engagement ohne Befürwortung

Die Lehre des Paulus in 1. Korinther 8–10 ist lehrreich. Er erkennt an, dass die Welt voller heidnischer Assoziationen ist, betont aber:

„Wir wissen, dass ein Götze keine wirkliche Existenz hat.“ (1. Korinther 8,4)

„Die Erde ist des Herrn und alles, was darinnen ist.“ (1. Korinther 10,26)

Teilnahme ist nicht von Natur aus sündhaft; Bedeutung, Gewissen und Wirkung sind entscheidend.

 

 

4. Deutschland: Ein einzigartiger missionarischer Kontext

In Deutschland ist Weihnachten kein Randphänomen oder privater Brauch. Es ist in der Sprache (Weihnachten), der Musik, dem öffentlichen Leben und dem gemeinsamen Gedächtnis verankert – selbst unter säkularen Menschen.

Dies schafft eine seltene Gelegenheit.

Paulus zeigt diesen Ansatz in Apostelgeschichte 17, wo er die kulturelle Sprache nicht rundweg ablehnt, sondern sie auf die Wahrheit ausrichtet. Ähnlich schreibt er in 1. Korinther 9:

„Ich habe allen alles geworden, damit ich auf jeden Fall einige retten kann.“ (1. Korinther 9,22)

Wenn man sich weigert, im Dezember über die Menschwerdung zu sprechen, bewahrt man vielleicht seine persönliche Reinheit, aber man verspielt möglicherweise auch einen Moment ungewöhnlicher Offenheit für das Evangelium.

 

5. Wo die Schrift Entschlossenheit verlangt

Die Schrift lässt zwar Freiheit zu, zieht aber klare Grenzen.

 

a) Keine Götzenverehrung oder konkurrierendes Evangelium

Jede Praxis, die Christus durch Materialismus, Aberglauben oder Mythen ersetzt, verstösst gegen die Bibel (Matthäus 6,24; Kolosser 3,5).

 

b) Keine Bindung des Gewissens

Die Bibel verbietet es, freiwillige Bräuche zu spirituellen Anforderungen zu machen:

„Lasst euch von niemandem wegen Essen und Trinken oder wegen eines Festes verurteilen.“ (Kolosser 2,16)

 

c) Keine Spaltung wegen strittiger Fragen

„Lasst uns also dem nachstreben, was zum Frieden und zum gegenseitigen Aufbau beiträgt.“ (Römer 14,19)

Einheit ist nicht zweitrangig, sondern ein Anliegen des Evangeliums.

 

6. Ein biblisch treuer Mittelweg

Eine Gemeinde kann eine klare, biblische Position vertreten, ohne eine einheitliche Praxis durchzusetzen:

  1. Die Menschwerdung Christi wird klar gelehrt und verkündet, besonders im Dezember.
  2. Niemand wird dazu verpflichtet, „Weihnachten zu feiern“.
  3. Diejenigen, die darauf verzichten, werden in ihrem Gewissen geehrt.
  4. Diejenigen, die daran teilnehmen, müssen dies bewusst „für den Herrn“ tun, nicht für die Kultur.
  5. Kein Mitglied darf ein anderes in dieser Angelegenheit verurteilen.

Dies spiegelt die Anweisung des Paulus wider:

„Jeder sei in seinem eigenen Herzen ganz überzeugt.“ (Römer 14,5)

 

 

7. Fazit: Kein Datum, sondern eine Lehre

Weihnachten ist kein Gebot.

Die Menschwerdung gibt es.

Christen mögen sich in ihrer Praxis, Kultur und ihrem Gewissen unterscheiden, aber die Gemeinde darf niemals zulassen, dass Streitigkeiten über Bräuche das Bekenntnis überschatten, dass

„Gott seinen Sohn gesandt hat, geboren von einer Frau“ (Galater 4,4).

 

Die Frage ist also nicht einfach, ob wir Weihnachten feiern, sondern ob Christus klar bekannt wird, das Gewissen geschützt wird und die Einheit gewahrt bleibt.

Wenn diese Prioritäten eingehalten werden, kann die Gemeinde – selbst inmitten von Meinungsverschiedenheiten – treu ihren Weg gehen, ohne die Wahrheit oder die ihr anvertraute Mission zu kompromittieren.

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